Wissenwertes über das Piercing !!!!
LIPPENBÄNDCHEN
Der menschliche Körper ist so unterschiedlich wie jeder Mensch. Wenn ein bestimmtes Piercing bei der einen Person machbar ist, so kann es sein, daß es bei einer anderen Person wegen unterschiedlicher
anatomischer Gegebenheiten einfach nicht angebracht werden kann. So ein Beispiel ist das Piercen des Lippenbändchens, daß sich in den letzten Monaten immer größerer Beliebtheit erfreut.
Oft kommen Kunden in ein Piercingstudio und möchten ein »Zahnpiercing« bzw. ein »Zahnfleischpiercing«. So was gibt es natürlich nicht, aber wenn im Schneidezahnbereich etwas funkelt, dann handelt es
sich höchstwahrscheinlich um ein Lippenbändchenpiercing.
Wenn ihr euch vor den Spiegel stellt, mit beiden Händen eure Oberlippe greift und nach oben zieht, dann erkennen die meisten in der Mitte der Lippe ein kleines Hautbändchen, das diese am Zahnfleisch
festhält. Kannst du dieses Bändchen trotz extremer Straffung des Gewebes nicht erkennen, dann gehörst du zu den ca. 20 %, die kein Lippenbändchen haben. Entweder, weil es nie ausgeprägt war, bei
einem Unfall abgerissen ist oder vom Arzt aus medizinischen Gründen entfernt wurde - überlebensnotwendig ist es nicht.
Auch wenn das Bändchen vorhanden ist, kann es nicht immer gepierct werden. Ist es zu schwach ausgeprägt, sollte er/sie davon absehen. Manchmal ist es verknorpelt, was ein Vorteil oder Nachteil sein
kann - die Entscheidung, ob gepierct werden kann oder nicht, muß der erfahrene Piercer treffen.
Sind die anatomischen Voraussetzungen erfüllt, ist das eigentliche Piercen recht unproblematisch. Man verspürt höchstens ein leichtesZiehen. Es fließt in der Regel auch kein Blut, da der Piercer die
kleinen Gefäße in der Haut erkennen und umgehen kann.
Die Abheilzeit verläuft bei der richtigen Schmuckauswahl (Material, Materialstärke, Innendurchmesser) ohne Komplikationen und sehr schnell. Leichte Entzündungen treten so gut wie nie auf und wenn,
verschwinden sie meist rasch wieder. Bei anständiger Pflege sind zwei bis drei Wochen Abheilzeit fast schon als langsam zu bezeichnen.
Nimmt man den Schmuck irgendwann heraus, ist natürlich von außen keinerlei Narbe zu erkennen. Ist die Wunde verheilt, kann man den Schmuck beliebig mit allerlei Klemmkugeln und verschiedenen
Innendurchmessern des Ringes variieren. Es sieht einfach gut aus. Je nach Plazierung sieht man ihn beim Sprechen oder erst beim herzhaften Lachen.
Optische Voraussetzung für ein tieferes Tragen sind einigermaßen gerade Schneidezähne. Stehen diese nämlich schief, hängt der Ring und somit die Kugel schief. Das sieht nicht so optimal aus.
Der Nachteil des Lippenbändchenpiercings besteht darin, daß es trotz korrekter Plazierung herauswachsen oder vom Körper abgestoßen werden kann. Kommt es im Schlaf zu einer Verletzung, sprich, der
Ring wird in der Haut nach unten gerissen, wächst diese oberhalb des Stichkanals wieder zusammen. Passiert dies ein paarmal, muß der Ring logischerweise entfernt werden, da der Ring wegen mangelnden
Gewebes immer wieder herausreißt.
Ähnlich wie beim Bauchnabel oder der Augenbraue, kann es auch beim Lippenbändchen zu einem Herauswachsen ohne äußere Verletzungen kommen. Der Körper stößt den Schmuck schlicht und ergreifend ab. Eine
schmerzlose, aber langsame Prozedur. In seltenen Fällen kommt es auch zu einer Reizung des Zahnfleisches. Dann sollte man zunächst überprüfen, ob die Schmuckauswahl, vor allem bezüglich der Größe,
stimmt. Wenn ja, und es kommt trotzdem zu einer Reizung, muß der Schmuck entfernt werden.
Der Stichkanal wächst extrem schnell zu. Was in diesem Fall auch ein Nachteil ist. Verliert man den Ring beispielsweise kurz nach dem Einschlafen - also unbemerkt bis zum nächsten Morgen - oder hat
bei Verlust keinen passenden Platzhalter zur Hand, so ist die Wunde oft schon nach wenigen Stunden verschlossen.
Eine Zahnfleischreizung konnte ich persönlich noch nicht beobachten, halte es aber unter gewissen Umständen für möglich. Eine Schädigung der Zähne selbst halte ich dagegen für unwahrscheinlich, da
der gesunde Zahnschmelz einiges aushalten kann.
Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt des Lippenbändchenpierings. Die Plazierung, das Stechen, der Einsatz! Hierbei handelt es sich um ein Piercing, das dem Piercer eine sehr große Fingerfertigkeit
abverlangt. Genaugenommen braucht man dazu mindestens drei Hände - vier wären noch besser.
Generell: Überlaßt das Piercen den professionellen Kräften - Selbstversuche gehen nach hinten los. Auch wenn ihr eurem Piercer ein paarmal zugeschaut habt, durch »Über-die-Schulter-gucken« wird man
kein Piercer!
In der nächsten Ausgabe ein Artikel zu einem äußerst heiklen Thema, dem Ohrknorpel, und speziell dem Tragus.
DRAGUS - OHRKNORPEL
Und weiter geht's mit Neuigkeiten aus der lustigen Welt des Piercens. Diesmal geht es um das Piercen des Ohrknorpels, speziell des Tragus, dem kleinen Ohrknorpel direkt vor dem Gehörgang.
Leider wird dieses Piercing immer noch von Unverantwortlichen mit der Ohrlochpistole ausgeführt. Das hat den Gepiercten in den letzten Jahren manche unangenehme Stunde und vielleicht sogar
Virusinfektionen eingebracht.
Die Piercing-Pistole, die erfunden wurde, um Kuhohren zu markieren, besteht in ihrem Inneren aus Plastik oder metallverkleidetem Plastik und kann daher nicht sterilisiert werden, denn die hohen
Temperaturen im Autoklav verträgt das Material nicht. Das Gerät ist daher der ideale Keimverbreiter. Ihr solltet euch vor Augen halten, daß eine gefährliche Infektion durch die Pistole möglich
ist.
Schmerzhafte Entzündungen und Komplikationen beim Heilungsprozeß (wie das aussieht, könnt ihr in der Ausgabe 9/98 sehen) sind weitere Gründe, dieses Gerät zu meiden. Beim Durchstoßen des Körpers mit
der Pistole bleiben zermatschte Gewebereste zurück und werden an die Seite des oftmals stark ausgefransten Stichkanals gedrückt. Eine optimale Brutstätte für Entzündungen verursachende Erreger. Durch
die Ablagerung der zerschossenen Körperreste kann sich nur sehr schwer neue, gut verheilende Haut im Stichkanal bilden. Oftmals werden die entsprechenden Stellen nach langer Zeit abgekapselt und
bilden einen Knorpel, der für immer im Körper zurückbleibt.
Der Ohrknorpel gehört zu den härtesten des Körpers, ist aber gleichzeitig eine heikle Stelle was Wundheilung betrifft. Kommt es zu Entzündungen oder anderen Komplikationen, können diese, wegen der
speziellen Beschaffenheit des Ohrgewebes, nur schwer bekämpft werden. Schmutz bleibt länger in der Wunde und Heilmittel werden, egal ob innen oder außen aufgetragen, sehr schlecht zur Wunde
transportiert. Ist der Ohrknorpel erstmal zerstört, regeneriert er sich nicht mehr, sondern es kommt zum gefürchteten Blumenkohlohr. Zusätzlich ist der Ohrknorpel eine der riskantesten Stellen des
Körpers, denn in seiner Nähe verläuft am Schädel eine der Hauptnervenbahnen zum Gehirn. Bei einer Entzündung, könnte diese theoretisch auf diese Nervenbahnen übergreifen und im extremsten Fall sogar
zu einer Hirnhautentzündung führen.
Natürlich gibt es nicht wenige Leser, die Glück hatten, bei denen vielleicht alle durchschossenen Knorpel relativ gut und schnell verheilt sind. Vielleicht hat der eine oder andere sogar schon eine
Heptatitis C Untersuchung hinter sich und erfahren, daß er sich diese schlimme Krankheit nicht zugezogen hat. Dieser Umstand rechtfertig es jedoch nicht, das Glück auch in Zukunft immer wieder
herauszufordern. Wird aber sauber und mit den richtigen Materialien gearbeitet, ist das Risiko einer Komplikation beim Ohrknorpelpiercing verschwindend gering. Auch beim Tragus.
Allerdings kann der Tragus bei einer wirklich heftigen Entzündung zerstört werden und seine Tragfähigkeit verlieren. Das bedeutet, daß man dann sozusagen ein zweites Ohrläppchen an der Seite des
Kopfes hängen hat. Auch dies ist eine seltene Ausnahme.
Die vollständige Neubildung der Haut im Stichkanal nimmt jedoch eine vergleichsweise lange Abheilzeit von bis zu neun Monaten in Anspruch. Was bedeutet, daß in dieser Zeit das Piercing stets
gründlich gereinigt und vor allem beim Haarewaschen darauf geachtet werden muß, daß keine schädlichen Stoffe in den Wundkanal eindringen.
Abgesehen von der teilweise etwas langen Abheilzeit gehört der Tragus nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den schmerzhaftesten Stichen. Vergleichsweise schmerzhaft, schiebe ich nach, denn
Schmerz ist ein subjektives Erlebnis. Dadurch, daß sich hinter dem Tragus stets Gewebe in Form der Ohrmuschel befindet, kann man auf keinen Fall einen dynamischen Stich ausführen, wie bei den meisten
anderen Piercings. Erst im Verlauf des Stiches merkt der Piercer, wie dicht der ohnehin schon sehr dicke Knorpel aufgebaut ist und mit welcher Kraft er vorgehen muß, ohne die dahinter liegende
Ohrmuschel zu verletzen. Generell gilt die Faustregel: je länger ein Stich dauert, umso mehr Schmerz verspürt man.
Wer sich für ein Tragus-Piercing entscheidet, sollte also zum professionellen Piercer gehen und auf jeden Fall einen großen Bogen um jede Ohrlochpistole machen.
Zur letzten Folge mit dem Thema »Tragus« bleibt noch nachzutragen, daß sämtliche im Bericht angesprochenen Gefahren und Komplikationen natürlich genauso für die restlichen Stiche durch den Ohrknorpel
zutreffen. Dieser Teil des Körpers ist bei ensprechendem Sachverstand und sauberer Arbeit gut zu piercen. Wichtig ist natürlich der Einsatz des richtigen Schmucks und die Mithilfe des Kunden - wenn
all die Faktoren stimmen, heilen die Stiche auch durchweg gut ab.
Der Kunde kann den Heilungsprozeß so optimal wie möglich unterstützen, indem er sich exakt an die Pflegehinweise eines erfahrenen Piercingstudios hält. Er sollte auf gar keinen Fall zu obskuren
Hausmittelchen greifen, die bei einer Freundin eventuell geholfen haben, und vor allem den Stichkanal nicht »überpflegen«. Ein häufig zu beobachtendes Phänomen.
Sollte es doch zu einer Entzündung kommen, ist der Schmuck auf keinen Fall selbst zu entfernen, sondern es sollte sofort ein Studio aufgesucht werden.
Bis die Haut im Knorpelbereich so stabil ist, daß nichts mehr passieren kann, dauert es in der Regel drei bis sechs Monate - es zählt also zu den langsam heilenden Piercings.
Der Gefahr einer Ohrknorpelerweichung (nicht reversibel, da sich einmal zerstörter Knorpel nicht mehr aufbaut) sollte man sich immer bewußt sein. Piercings, die nach aller Erfahrung zu Komplikation
führen, wie etwa der »Madison« (Piercing am Halsansatz), »Bridge« (Piercing zwischen den Augen auf dem Nasenrücken) oder auch das Handpiercing, sollten nicht ausgeführt werden. Der Ohrknorpel kann
prinzipiell trotz der Gefahren überall gepierct werden, und die verschiedenen Plazierungen sind mit interessanten Namen wie Rook, Daith usw. versehen.
Eine Problemgruppe stellen in diesem Fall vor allem die Diabetiker dar, da es bei diesen neben einer schlechten Wundheilung im Ohrlochbereich oft zu Hautkrankheiten kommt, die sich auf den
Heilungsprozeß bremsend auswirken können.
Somit hätten wir die Stiche am Ohr praktisch alle abgedeckt. Dazu kommt noch das Dehnen der Ohrlöcher, zu dem man ein wenig Geduld aufbringen sollte. In den Staaten gibt es die Technik des
»Scalpellings«: mit dem Skalpell wird eine relativ große Wunde geschnitten, damit direkt ein großer Dehnring eingesetzt werden kann. Von dieser Technik rate ich ab und empfehle, nach der altbewährten
Methoden mit Dehnungsschmuck oder Dehnungsnadeln zu arbeiten. Das dauert zwar etwas länger, birgt aber ein geringeres Gefahrenpotential. Am besten ist es, den Dehnungsvorgang von einem Piercer
ausführen und/oder überwachen zu lassen, da es in dessen Verlauf bei unsachgemäßer Dehnung zu Verletzungen und Entzündungen kommen kann.
Ein wichtiger Punkt, den der Laie im Hinterkopf behalten sollte, ist der, daß eine sogenannte Ohrlochpistole im Zeitalter von »Hepatitis C« nicht mehr zur Anwendung kommen sollte. Dadurch, daß die
Ohrlochpistole das Gewebe nicht sauber durchsticht, sondern quasi zerstanzt, und die zerstörten Gewebereste seitlich in den ausgefransten Stichkanal drückt, sind Komplikationen und Entzündungen
oftmals vorprogrammiert.
In der nächsten Folge kehren ich nochmal zum Mundbereich zurück. Das im Moment wohl beliebteste Piercing, nämlich das Zungenpiercing, wird eingehend behandelt.
ZUNGEN - PIERCING
Das Zungenpiercing gehört zu den harmlosesten und vor allem zu den am schnellsten verheilenden Piercings überhaupt. Alles in allem einer der angenehmsten Stiche. In jeder Beziehung!
Wenn man nicht zu der kleinen Minderheit gehört, die an viel zu langen Steckern permanent herumkauen und den Stift andauernd aus dem Mund schieben, um auch jedem zu zeigen, daß man ein Zungenpiercing
hat, dann ist dieses Piercing eine sehr diskrete Sache. Heute wählen viele Menschen gerade ein Zungenpiercing, weil es sehr diskret getragen werden kann und trotzdem viel Spaß verspricht: dieses
Piercing hat eben noch praktischen Wert beim Liebesspiel. Selbst der ewige Spitzenreiter Bauchnabelpiercing wurde von Platz 1 der Rangliste »Meistgewünschtes Piercing« durch das Zungenpiercing
verdrängt.
Darüber hinaus hat mit Sicherheit auch die relative Schmerzfreiheit beim Stich und die extrem rasche Abheilzeit zu dieser Entwicklung geführt. Oftmals geht der Laie davon aus, daß ein Zungenpiercing
mit einem sehr unangenehmen »Sich-auf-die-Zunge-beißen« zu vergleichen sei, was nicht der Realität entspricht. Eine Piercingnadel ist eben kein stumpfer Gegenstand, der das Gewebe einquetscht,
sondern ist sehr scharf und spitz und gleitet in der Regel durch die weiche Schleimhaut der Zunge wie ein Messer durch warme Butter. Viele Kunden sind nach dem Stich überrascht, überhaupt nichts
gespürt zu haben.
Zur Abheilzeit ist zu sagen, daß das Piercing nach circa zwei Wochen komplett verheilt ist, wobei die ersten Tage zu den unangenehmsten zählen. In 80% aller Fälle kommt es meist am Tag nach dem
Einsatz für drei Tage zu einem extremen Anschwellen des Muskels, verbunden mit einer Art Muskelkatergefühl in der Zunge. Das Sprechen ist gestört und sollte in dieser Zeit auf ein Minimum reduziert
werden.
Danach wird es nur noch besser, d.h. nach drei bis vier Tagen schwillt die Zunge wieder ab. Gegen die Schwellung kann man Eiswürfel lutschen oder Eiswasser trinken.
Überhaupt ist die Nahrungsaufnahme in dieser Woche extrem erschwert. Heiße, stark gewürzte und feste Speisen sind zu meiden. Leckereien wie gestampfte Kartoffeln und matschige Spaghetti werden in
dieser Zeit zur Leib- und Magenspeise. Da die Speicheldrüse in der Abheilzeit eine nie geahnte Aktivität entfaltet, gleitet der Brei schön glischtig durch die Speiseröhre. Witz beiseite: In der
Abheilzeit kommt es in vielen Fällen zu einem Anschwellen der Speicheldrüse unter dem Kinn, was aber kein Anlaß zur Beunruhigung ist.
Nach der Einnahme von Speisen und Getränken ist das intesive Spülen mit Salzwasser dringend anzuraten. Rauchen sollte unterlassen werden.
Ein weiterer Nebeneffekt während der Abheilphase ist, daß die Geschmacksknospen an der Zungenspitze sensibler sind und ein kitzeliges oder brennendes Gefühl verbreiten &endash; auch das gibt sich
nach ein paar Tagen.
Ein Zungenpiercing wird generell so gesetzt, daß es zu keiner dauerhaften Sprachstörung kommen kann. Wichtig ist, daß nach dem Abschwellen der lange Stecker gegen einen passenden, kurzen getauscht
werden (circa nach sieben bis zehn Tagen). Dieser Service wird heute von vielen Studios angeboten und ist meist im Preis inbegriffen. Der passende kurze Stecker verhindert, daß es zu einer Dehnung
des Stichkanals kommt und der Kunde ständig, absichtlich oder nicht, auf seinem Schmuck herumbeißt und gegen die vorderen Zähne stößt. Der Zahnschmelz &endash; der natürliche Schutz der Zähne
&endash; wird dadurch angegriffen und im Extremfall brechen ganze Brocken 'raus. Einige Zahnärzte warnen generell vor Zungenpiercings, da sie der Ansicht sind, daß das Metall den Zahnschmelz
angreifen könne. Andere sehen das nicht so.
Die Gefahren eines Zungenpiercings bestehen zwar nicht in einer Gesichtslähmung oder dem Verlust des Geschmacksinns, sind aber in Form einer Wucherung von sogenanntem wildem Fleisch durchaus
vorhanden. Diese Wucherung entsteht im Laufe des Abheilprozesses. Sie ist nicht schmerzhaft, sieht aber nicht gut aus. Nach einer gewissen Zeit bildet sich das Gewebe normalerweise auch wieder
zurück. Wer ungeduldig ist, kann sich das Gewebe auch wegschneiden oder wegätzen lassen. Eine sehr unangenehme Prozedur, und es ist auch nicht ausgeschlossen, daß es nachwächst. Die
Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr gering, aber über die Möglichkeit dieser Komplikation sollte man auf alle Fälle Bescheid wissen.
Zur Pflege sollte mindestens zwei Mal täglich mit Listerine gespült werden. Übertreiben sollte man es aber nicht, denn in der Mundflora befinden sich Enzyme und Peptide, die auf natürlichem Wege die
Bakterien zerstören und somit Entzündungen verhindern.
Zungenpiercings sind eine wirklich feine Sache, die nicht ohne Grund auf dem Vormarsch ist.
AUGENBRAUENPIERCING
Das Augenbrauenpiercing ist trotz verheerender Pressemitteilungen in der Boulevardpresse ein Piercing, das sich mehr und mehr durchsetzt, da es zu denen gehört, die schnell und ohne Komplikationen
abheilen. Ohnehin stellen wir in dieser Reihe nur Piercings vor, die bei korrekter und professioneller Ausführung keinerlei Gefahr für Leib und Leben darstellen, nicht zu Behinderungen oder
Beeinträchtigungen im Alltag führen und in der Regel problemlos verheilen.
Die Abheilzeit beim Augenbrauenpiercing ist mit durchschnittlich vier Wochen relativ kurz. Das Schmerzempfinden beim Stich ist eher auf der unteren Skala anzusiedeln, wobei es grundsätzlich natürlich
schwierig ist, allgemeingültige Aussagen zum Schmerzempfinden zu machen - jeder empfindet eben anders.
Ein Augenbrauenpiercing kann unter Umständen, genauso wie ein Bauchnabel- oder Brustwarzenpiercing, nach einiger Zeit vom Körper abgestoßen werden bzw. herauswachsen. Dieser Vorgang ist nicht
schmerzhaft, endet jedoch leider damit, daß beim Erreichen einer gewissen Kürze des Stichkanals der Schmuck wegen Verletzungsgefahr herausgenommen werden muß. Eventuell können nach dem Herauswachsen
kleine Narben zurückbleiben, die oft jedoch von den Augenbrauen überdeckt werden. Bezüglich der Plazierung des Schmuckes sollte das Piercing nicht weiter außen als dem Punkt oberhalb des Augenwinkels
gestochen werden. Nach innen, in Richtung Nasenwurzel, erhöht sich die Spannung der Haut, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit des Herauswachsens ansteigt.
Worauf jeder Kunde vor dem Piercing hingewiesen werden sollte, ist, daß es in seltenen Fällen durch Verletzung eines Gefäßes zu einer Blutung kommen kann, die aber problemlos durch Kompressen
innerhalb von ein, zwei Minuten wieder gestillt werden kann. Es ist auch möglich, daß es durch eine Blutung nach innen zu einem dicken »Blauen Auge« kommen kann. Dieser Fall ist jedoch äußerst
selten, die Wahrscheinlichkeit ist kaum noch in Prozentpunkten auszudrücken. In der Regel blutet dieser Stich aber überhaupt nicht.
Innerhalb der Abheilzeit kann es zu Verletzungen kommen, die man sich z.B. im Schlaf zuzieht. Diese können Entzündungen hervorrufen, die bei sachgerechter Behandlung aber nach 1-3 Tagen wieder
abklingen. Verschleppt werden darf eine Entzündung bei Piercings natürlich auf gar keinen Fall.
Es können sowohl Ringe als auch Stäbe eingesetzt werden, wobei bis zur kompletten Stabilisierung des Stichkanals zu möglichst leichten Materialien wie z.B. Titan zu raten ist. Gewarnt werden muß auch
hier vor Billigschmuck, in dem teilweise hohe Mengen an Nickel, Cadmium, Blei u.a. enthalten sind. Bei der korrekten Plazierung von zugelassenem Schmuck sind dagegen keinerlei Vergiftungen oder
andersweitige Komplikationen möglich, wie sie leider immer wieder durch die Presse geistern.
Eine weitere Meldung, die oft aus der Horrorkiste gekramt wird, ist die Verletzung des Sehnervs oder die Gesichtslähmung. Eine Verletzung des Sehnervs ist völlig ausgeschlossen, von Verletzungen des
Lidhebermuskels, die dazu führten, daß das Auge nicht mehr geöffnet werden konnte, wurde von Amateur-piercings berichtet, bei denen das Augenlid und nicht die Augenbraue durchstochen wurde. Solch ein
schwachsinniges Piercing wird jedoch von keinem professionellen Piercer durchgeführt werden, zumal es auch unweigerlich den Augapfel schädigen würde.
Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die hier genannten Daten und Angaben bezüglich Abheilzeit, Schmerzempfindung oder auch Komplikationen auf Erfahrungswerten beruhen und als Durchschnittswerte
zu verstehen sind, die nicht notwendigerweise auf jede Person zutreffen.
Text: Moses
P.S.: In der letzten Ausgabe wurde bezüglich des Zungenpiercings davon gesprochen, daß es nach dem Piercen zu einem Anschwellen der Speicheldrüse kommen kann. Richtig muß es natürlich heißen:
Lymphdrüse. Der Fehler entstand hier in der Redaktion beim Tippen des Artikels, natürlich weiß unser Mitarbeiter Moses, daß sich unterhalb des Kinns keine Speicheldrüse, sondern rechts und links des
Adamsapfel die Lymphdrüsen befinden.
NASENPIERCING
Der Nasenstecker gehört neben dem fast schon traditionel- len Ohrring zu den am längsten bei uns verbreiteten Piercings. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, die Nase zu piercen: Zum einen den
Nasenflügel im Bereich der Wölbung (höher darf das Piercing nicht gesetzt werden, da bei einer eventuellen Entzündung der Trigeminus-Gesichtsnerv in Mitleidenschaft gezogen werden kann), zum anderen
die Nasenscheidewand, das sog. Septum. An dieser Stelle soll nun das gebräuchlichere Piercing durch die Nasenflügel beschrieben werden.
Verheerend ist die Tatsache, daß selbst Ende der 90er Jahre der Großteil der Nasenstecker immer noch unprofessionell mit der sogenannten Ohrlochpistole geschossen wird. Diese Pistole birgt drei sehr
große Nachteile, wobei an allererster Stelle auf die mögliche Übertragung von Krankheiten wie Hepatitis C hingewiesen werden muß. Übertragungen von Hepatitis B durch den Gebrauch von Ohrlochpistolen
wurden bereits in den 70er Jahren nachgewiesen. Die Übertragungen sind darauf zurückzuführen, daß eine Ohrlochpistole nicht sterilisiert werden kann. Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, daß es
gegen Hepatitis C im Gegensatz zu Hepatitis A und B nach wie vor keinen Impfschutz gibt. Ca. 1% der deutschen Bevölkerung ist mit diesem Virus infiziert, das eine chronische Erkrankung, Leberzirrhose
sowie Leberkrebs auslösen kann.
Der zweite Grund, weshalb man vom Gebrauch der Ohrlochpistole an der Nase absehen sollte, liegt darin, daß dieses Gerät eigentlich dafür entwickelt wurde, relativ weiche Kuhohren zwecks Kennzeichnung
zu durchstanzen. So ist die Maschine meist kräftig genug, um Ohrläppchen zu durchstechen, am härteren Gewebe der Nase kann sie jedoch hängen bleiben, worauf das Gerät unter Umständen sogar im
Krankenhaus von der Nase entfernt werden muß. Es ist auch der Fall einer gebrochenen Nase bekannt.
Kommt der Bolzen tatsächlich durch das Gewebe durch, wird das zermatschte Gewebematerial an die Seiten des ausgefransten Stichkanals gequetscht und bildet dort einen optimalen Nährboden für
Entzündungen und den Grundstock für unangenehme Verknorpelungen.
Der dritte Punkt, der gegen den Gebrauch der Ohrlochpistole spricht, ist der ungeeignete Schmuck. Sogenannte Gesundheitsstecker, die auch im Ohr alles andere als gesund sind, gehören in keinem Fall
in einen Nasenflügel. Abgesehen davon, daß die klobigen Steinchen vom ästhetischen Gesichtspunkt aus gesehen an der Nase nicht gerade hübsch aussehen, kann man diesen Schmuck auch nicht korrekt
pflegen. Zudem ist er für das Nasengewebe zu dünn, so daß er sich nicht selten hineinschneiden kann. Der durch den Verschluß eng anliegende Schmuck läßt zudem einer leichten Schwellung keinen Platz.
Hinter dem Flügelverschluß im Inneren der Nase sammelt sich Schmutz und durch Feuchtigkeit und Wärme kann es zu Pilzbefall kommen. Beim Putzen der Nase hat man ebenfalls Probleme und bei schmalen
Nasen kann es durch den zu langen Stift zu Verletzungen und zu permanenten Entzündungen der gegenüberliegenden Nasenscheidewand kommen.
Ebenfalls abzuraten ist von geraden Stäben, die am hinteren Ende statt eines Flügels schlicht und ergreifend eine Verdickung haben. Schon mehr als einmal mußte ich diese in meinem Studio auf äußerst
schmerzhafte Weise aus den Nasenflügeln herausziehen, da die Stäbe oft zu kurz sind und die Verdickung in der Innenseite eingewachsen war, sich das Gewebe um den dünnen Stab geschlossen hatte und
dieser somit fest saß.
Beim Nasenschmuck sollte man beim schlichten gebogenen Stab bleiben wie er in Indien schon seit Jahrhunderten benutzt wird. Sollte man anfangs mit dem Wechsel etwas Probleme haben, nur Geduld, es ist
wie mit dem Schuhebinden, hat man die Technik einmal kapiert, funktioniert es kinderleicht. Noch besser eignet sich als Schmuck, besonders während der Abheilzeit, ein Ring (Piercingring, keine
Creole!), da sich bei dieser Art von Schmuck kein Schmutz festsetzen kann und das Piercing optimal gepflegt und gereinigt werden kann.
Vom Profi mittels Einwegnadel fachgerecht eingesetzt, ist der Stich zu ertragen und heilt vor allem bedingt durch die gut durchblutete Nasenschleimhaut meist ohne größere Komplikationen innerhalb von
drei bis vier Wochen ab.
INTIMPIERCINGS FÜR FRAUEN
In etlichen Kulturen gehört Körperschmuck im Intimbereich nach wie vor zum traditionellen Erbe. In »zivilisierten« Kulturen waren solche »barbarischen Praktiken« zwar jahrhundertelang ein Tabu.
Dennoch gab es immer wieder heimlich getragene Ringe, lange bevor Piercing in unserer Zeit wieder »hip« wurde.
Daß erotische Piercings bei Männern eine längere Tradition und viele ihren Ursprung in exotischen Ländern haben, zeigt sich schon an fremdartig klingenden Bezeichnungen wie »Apadravya«, der - siehe
oben - bereits im Kama Sutra erwähnt ist, »Prince Albert« oder »Ampallang«. Letzerer ist ein traditionelles Piercing in Borneo, wo Frauen seit jeher einen recht hohen familiären Status haben.
Verweigerte ein Mann seiner Gattin einen Ampallang als »Liebesspielzeug«, konnte das durchaus ein Scheidungsgrund sein.
Schmuck für das weibliche Geschlecht dagegen ist meist ganz profan nach der jeweiligen Körperstelle benannt, auch wenn sich inzwischen kreative Namen wie »Christina« oder »Princess Albertina« für
einige neue Piercings durchgesetzt haben.
Wer sich heute, sei es aus Gründen der Ästhetik oder um das sexuelle Empfinden zu steigern, Intimschmuck zulegen möchte, sollte vor allem auf die Wahl des richtigen Piercers achten. In einem guten
Studio werden alle Fragen des Kunden geduldig und ausführlich beantwortet. Ein Piercing ist zwar im Gegensatz zu einem Tattoo keine Entscheidung fürs Leben, trotzdem kann ein unsachgemäßes Stechen
viel Ärger und Frust nach sich ziehen. Hat man das passende Studio gefunden und werden die Anweisungen für die Nachsorge des Piercings auch über Wochen und Monate strikt eingehalten, dann steht dem
bestmöglichen Ergebnis und viel Spaß mit dem glänzenden Metall eigentlich nichts mehr im Weg.
Da die weiblichen Genitalien sehr unterschiedlich aussehen können, ist nicht jedes Piercing für jede Frau geeignet. Eine ausführliche Beratung in einem guten Studio ist in jedem Fall angebracht. Für
alle Genitalpiercings bei Frauen gilt, daß sie kurz nach der Periode gestochen werden sollten, um ihnen eine möglichst lange Zeit ohne Irritationen zu gönnen. Enge Hosen und Radfahren können in den
ersten Wochen der Heilung unangenehm sein.
Folgende Piercings sind bei entsprechender Anatomie möglich:
Äußere Schamlippen
Für fast alle Frauen geeignet. Diese Piercings sind besonders beliebt, wenn die Trägerin an ihren Ringen Gewichte, Schlösser oder anderes »Spielzeug« befestigen möchte, da das Gewebe recht fest und
belastbar ist. Sie werden oft paarweise angebracht und sind im allgemeinen mehr zur Zierde als zur Stimulation geeignet.
Heilungszeit: 3 - 5 Monate
Innere Schamlippen
Um hier Ringe anbringen zu können, sollten die inneren Schamlippen im Stehen deutlich zwischen den äußeren hervorschauen. Die inneren Lippen bestehen aus zartem Schleimhautgewebe, das rasch heilt und
sehr dehnbar ist. Daher kann hier in kurzer Zeit immer dickerer Schmuck getragen werden.
Heilungszeit: 4 - 6 Wochen
Horizontales Vorhautpiercing
Vorhautpiercings bei Frauen sind stark anatomieabhängig. Für einen horizontalen Ring sollte der »Steg«, der die Klitorisvorhaut in Richtung Bauch verlängert, auch bei geschlossenen Beinen zu sehen
sein. Anderenfalls ist es wahrscheinlich, daß Schmuck an dieser Stelle durch den Druck der äußeren Schamlippen verdreht wird und schief verheilt oder herauswächst. Ein ovaler Ring kann dieses Problem
manchmal lösen. Dieses Piercing gehört zu den »Oho«- Möglichkeiten für Frauen: Das Metall im Stichkanal kann besonders bei dickeren Ringen den Klitorisschaft von oben stimulieren, der Ringdurchmesser
wird so gewählt, daß die Verschlußkugel auf der Klitoriseichel zu liegen kommt.
Heilungszeit: 6 - 8 Wochen
Vertikales Vorhautpiercing
Hier wird die eigentliche Klitorisvorhaut vertikal durchstochen, um einen Ring oder gebogenen Stift zu tragen. Geeignet ist dieses Piercing für Frauen mit großer und loser Vorhaut, die man anheben
und darunterschauen kann. Da beim vertikalen Vorhautpiercing der Schmuck direkten Kontakt zur Klitoriseichel hat, sollte es nur von Frauen gewählt werden, die direkte Berührungen der Eichel als
angenehm empfinden. Diese werden dann aber in den meisten Fällen auch großes Vergnügen an ihrem Ring haben.
Heilungszeit: 4 - 6 Wochen
Klitoris
Klitorispiercings sind nicht so verbreitet wie Piercings durch die Klitorisvorhaut. Nur Frauen mit einer großen Klitoriseichel (ab 6mm Durchmesser) und einer losen oder nicht vorhandenen Vorhaut sind
gute Kandidatinnen für einen Ring oder Stift an dieser Stelle. Ist die Eichel exponiert, von Natur aus oder nach einer Beschneidung, ist ein horizontales oder vertikales Piercing möglich. Ist die
Klitoris bedeckt, so ist ein vertikaler Stift geeigneter, da dieser weniger Irritationen durch Bewegung der Vorhaut ausgesetzt ist.
Einige Frauen berichten von spontanen Orgasmen kurz nach dem Piercen. Diese Übersensibilität läßt im allgemeinen mit der Zeit wieder nach. Die Möglichkeit einer Nervenschädigung, besonders bei einer
(zu) kleinen Klitoris oder einem unerfahrenen Piercer kann nicht ausgeschlossen werden.
Heilungszeit: 4 - 6 Wochen
Triangle
In Europa recht wenig verbreitet, daher ist es nicht einfach, einen erfahrenen Piercer zu finden. Das Triangle ist ein horizontales Piercing durch das Gewebe an der Hinterseite (nicht unterhalb) des
Klitorisschaftes. Die zu piercende Stelle kann als ein weiches Dreieck gespürt werden, wenn man den Klitorisschaft bis dicht an das Schambein verfolgt und dort leicht zusammendrückt. Außer einem
Piercing gibt es keine Möglichkeit, dieses empfindliche Gewebe effektiv zu stimulieren, daher kann hier ein Ring oder Stift der Trägerin bisher unbekannte, sehr angenehme Gefühle bereiten.
Leider ist auch dieses Piercing stark anatomieabhängig. Zwischen zu großen äußeren Schamlippen wird der Schmuck, wie beim horizontalen Vorhautpiercing, verdreht und verheilt schief oder wächst
heraus.
Heilungszeit: 4 - 6 Monate
Fourchette
Ein vertikales Piercing durch den hinteren Treffpunkt der inneren Schamlippen, stark anatomieabhängig. Als Schmuck wird ein Ring oder ein gebogener Stift eingesezt. Dieses Piercing ist ungeeignet für
Frauen, die regelmäßig vaginalen Geschlechtsverkehr haben, da der Schmuck dabei in die Vagina gezogen und das zarte Gewebe schmerzhaft belastet werden kann.
Heilungszeit: 4 - 6 Wochen
Christina/Pubic
Ein vertikales Piercing am vorderen Teffpunkt der äußeren Schamlippen. Die Stelle sollte nur gepierct werden, wenn ein möglichst tiefes »Grübchen« vorhanden ist. Das ist meist bei großen und alles
bedeckenden äußeren Schamlippen der Fall. Da der Stichkanal verhältnismäßig lang ist und das Grübchen bei vielen Bewegungen seine Form ändert oder flacher wird, braucht das Piercing lange zum Heilen
und der Schmuck verändert oft seine Position oder wächst heraus. Die Situation ist vergleichbar mit dem beliebten, aber oft problematisch verheilenden Bauchnabelpiercing.
Heilungszeit: 4 - 6 Monate
Prinzessin Albertina
Die kleine Schwester des Prince Albert wird vertikal durch die Haut zwischen Harnröhre und Vagina gestochen. Im Gegensatz zu vielen Männern empfinden aber sehr wenige Frauen eine Stimulation ihrer
Harnröhre als angenehm. Da diese bei Frauen auch wesentlich kürzer ist, kann eine Infektion des Piercings schnell zu einer Blasenentzündung und erheblichen Komplikationen führen. Dieses Piercing ist
kaum verbreitet und nur in seltensten Fällen zu empfehlen.
SCHMUCK FÜR KÖRPERPIERCING
Eine Faustregel besagt, daß ein Ring oder Stecker umso dicker sein sollte, je mehr mechanischer Belastung das Piercing ausgesetzt ist. Wer schon mal an einem konventionellen Ohrring ein bißchen
fester gezogen hat, weiß, wie leicht ein dünner Draht schmerzhaft in die Haut einschneidet. Schmuck im Genitalbereich oder in den Brustwarzen wird, so der Träger oder die Trägerin nicht vorhat, ins
Kloster zu gehen, nicht lange in Ruhe gelassen werden. Deshalb sollte die Drahtstärke des Erstlingsrings keinesfalls dünner als 1,6 mm sein. Zu dicker Schmuck kann andererseits in der Anfangszeit
durch sein bloßes Gewicht heilungsverzögernd wirken. In vielen Fällen sind 2 mm angebracht. Die meisten Genitalpiercings lassen sich nach der Heilung problemlos dehnen, um Schritt für Schritt immer
dickeren Schmuck aufzunehmen.
Und wann darf ich wieder ?
Einem neuen Piercing im Genitalbereich sollten zunächst zwei bis drei Wochen Ruhe gegönnt werden. Vorsichtiger Handbetrieb ist oft schon früher möglich, danach sollte der Stichkanal allerdings
gereinigt und desinfiziert werden. Bis das Piercing vollständig verheilt ist, wird die Benutzung eines Kondoms oder Dental Dams empfohlen, um die Wunde nicht durch fremde Körperflüssigkeiten zu
irritieren. Das Piercing sollte vor und nach dem Verkehr gereinigt werden. Davor, um Verkrustungen zu entfernen, die bei einem unkontrollierten Drehen des Rings den Stichkanal verletzen können,
danach, um eigene Körperflüssigkeiten, Gleitmittel, etc. aus der Wunde zu entfernen.
Wer nicht monogam lebt, sollte daran denken, daß ein frisches Piercing eine offene Wunde ist und damit beim ungeschützen Verkehr eine Ansteckung mit AIDS oder anderen Krankheiten geradezu
herausfordert. Bei vollständig verheilten Piercings ist das Risiko nicht mehr erhöht.
In etlichen Kulturen gehört Körperschmuck im Intimbereich nach wie vor zum traditionellen Erbe. In »zivilisierten« Kulturen waren solche »barbarischen Praktiken« zwar jahrhundertelang ein Tabu.
Dennoch gab es immer wieder heimlich getragene Ringe, lange bevor Piercing in unserer Zeit wieder »hip« wurde.
Daß erotische Piercings bei Männern eine längere Tradition und viele ihren Ursprung in exotischen Ländern haben, zeigt sich schon an fremdartig klingenden Bezeichnungen wie »Apadravya«, der - siehe
oben - bereits im Kama Sutra erwähnt ist, »Prince Albert« oder »Ampallang«. Letzerer ist ein traditionelles Piercing in Borneo, wo Frauen seit jeher einen recht hohen familiären Status haben.
Verweigerte ein Mann seiner Gattin einen Ampallang als »Liebesspielzeug«, konnte das durchaus ein Scheidungsgrund sein.
Schmuck für das weibliche Geschlecht dagegen ist meist ganz profan nach der jeweiligen Körperstelle benannt, auch wenn sich inzwischen kreative Namen wie »Christina« oder »Princess Albertina« für
einige neue Piercings durchgesetzt haben.
Wer sich heute, sei es aus Gründen der Ästhetik oder um das sexuelle Empfinden zu steigern, Intimschmuck zulegen möchte, sollte vor allem auf die Wahl des richtigen Piercers achten. In einem guten
Studio werden alle Fragen des Kunden geduldig und ausführlich beantwortet. Ein Piercing ist zwar im Gegensatz zu einem Tattoo keine Entscheidung fürs Leben, trotzdem kann ein unsachgemäßes Stechen
viel Ärger und Frust nach sich ziehen. Hat man das passende Studio gefunden und werden die Anweisungen für die Nachsorge des Piercings auch über Wochen und Monate strikt eingehalten, dann steht dem
bestmöglichen Ergebnis und viel Spaß mit dem glänzenden Metall eigentlich nichts mehr im Weg.
Da die weiblichen Genitalien sehr unterschiedlich aussehen können, ist nicht jedes Piercing für jede Frau geeignet. Eine ausführliche Beratung in einem guten Studio ist in jedem Fall angebracht. Für
alle Genitalpiercings bei Frauen gilt, daß sie kurz nach der Periode gestochen werden sollten, um ihnen eine möglichst lange Zeit ohne Irritationen zu gönnen. Enge Hosen und Radfahren können in den
ersten Wochen der Heilung unangenehm sein.
INTIMPIERCING FÜR MÄNNER
In der letzten Ausgabe haben wir Intimpiercings für Frauen vorgestellt; diesmal geht es um die Männer. Beim »starken Geschlecht« sind die anatomischen Unterschiede nicht so groß wie bei Frauen. Daher
ist bei fast jedem Mann jedes Piercing möglich, mit Ausnahme der Dydoes, die nur beschnittene Männer ohne Probleme tragen können.
Frenum
Ein Piercing etwas unterhalb des Vorhautbändchens (Frenum) in Richtung Penisschaft, da das Bändchen selbst meist so dünn ist, daß ein Ausreißen des Lochs zu befürchten ist. Das Durchstechen der
dünnen weichen Haut ist leicht vorzunehmen und wenig schmerzhaft.
Bei beschnittenen Männern wird im allgemeinen ein Stift, bei unbeschnittenen Männern ein Ring eingesetzt. Es können auch mehrere Piercings entlang der Unterseite des Penis angebracht werden (Frenum
Ladder), wobei die Wahrscheinlichkeit für ein Herauswachsen des Schmucks mit der Entfernung vom eigentlichen Frenum steigt.
Es ist auch möglich, vom Frenum aus einen Ring um die Eichel zu klappen, was die Erektion beschleunigen soll.
Der Frenumschmuck soll angeblich das bei Frauen beliebteste Piercing der männlichen Genitalien sein.
Heilungszeit: 4 - 6 Wochen
Hafada
Hafadas werden alle Ringe im Bereich des Hodensacks genannt. Üblicherweise werden sie entlang der »Naht« sowie an den Seiten des Hodensacks angebracht und sind reine »Schmuckpiercings« ohne
nennenswerten sensorischen Reiz. Hafadas sind Oberflächenpiercings, d.h. sie gehen lediglich durch die Haut. Als solche haben sie, wie alle Oberflächenpiercings, eine hohe Wahrscheinlichkeit
herauszuwachsen. Sticht man durch Hautfalten, die die meiste Zeit hervorstehen, ist die Chance einer problemlosen Heilung größer.
Heilungszeit: 3 - 5 Monate
Guiche
Dieses Piercing gilt als sehr stimulierend. Es wird horizontal durch die »Naht« am hinteren Ende des Hodensacks gestochen. Die richtige Plazierung ist meist ein Kompromiß zwischen der empfindlichsten
Stelle in diesem Bereich und der Tatsache, daß der Guiche umso besser verheilt, je näher er am Hodensack angebracht ist. Männer, die viel sitzen oder radfahren, haben oft größere Probleme während der
Heilung.
Heilungszeit: 4 - 6 Monate
Bauchdeckenring oder Pubic
Horizontal am oberen Penisansatz gestochen ist der Bauchdeckenring ein echtes Oberflächenpiercing, das während der Heilung nicht mechanisch gereizt werden darf und leicht herauswächst. Es sollte
wirklich möglichst knapp über dem Penisansatz gestochen werden, da sich ansonsten die Heildauer verlängert. Als Schmuck werden Ringe oder Kugelstifte getragen.
Heilungszeit: 4 - 6 Monate
Dydoes
Meist paarweise angebrachte Piercings durch den Eichelkranz. Dydoes werden mit kurzen Stiften getragen und sollen bei beschnittenen Männern die verloren gegangene Empfindlichkeit der Eichel wieder
verbessern. Für unbeschnittene Männer oder für die, bei denen der Eichelkranz zu flach ausgebildet ist, sind diese Piercings nicht geeignet.
Heilungszeit: 3 - 6 Monate
Ampallang
Ein horizontales Piercing durch die Eichel, in das ein gerader Stift eingesetzt wird. Die Länge des Stichkanals und damit des Schmucks sollte im eregierten Zustand vermessen werden um spätere
Druckstellen zu vermeiden. Es kann durch die Harnröhre gestochen werden, das sind dann eigentlich zwei Piercings, oder daran vorbei. Die erste Methode ist verbreiteter. Wie auch der Apadravya ist der
Ampallang beim Verkehr besonders reizvoll für die Partnerin.
Heilungszeit: 6 - 10 Monate, oft länger.
Prince Albert
Ein sehr beliebtes Piercing, bei dem der Ring in die Harnröhre ein- und durch ein Loch neben dem Vorhautbändchen wieder austritt. Bei einer Vorhautverengung sollte diese vorher unbedingt behandelt
werden, da sonst eine ausreichende Reinigung und Desinfektion des Stichkanals während der Heilung nicht möglich ist. Bei der Wahl des Schmucks sollte man darauf achten, daß die Verschlußkugel groß
genug ist, um nicht in die Harnröhre zu rutschen und der Ringdurchmesser nicht zu klein, damit die Eichel nicht eingeschnürt wird. Ein ständiger Druck durch zu kleinen Schmuck kann zu einer
Eichelteilung führen, die, falls nicht erwünscht, nur durch einen chirurgischen Eingriff wieder behoben werden kann.Außerdem sollte man sich bewußt sein, daß der Ring den Urinstrahl ablenkt und man
so im Stehen oft erst mit viel Übung keine nassen Füße bekommt. Der PA kann, wie alle Piercings durch die Eichel, in den ersten Tagen stark bluten. Bekannt ist auch der umgekehrte Prince Albert, der
sich vom normalen PA durch die Stichrichtung, vom Vorhautbändchen zur Harnröhrenöffnung, unterscheidet.
Heilungszeit: 6 - 8 Wochen
Apadravya
Beim Apadravya handelt es sich um ein altbekanntes Piercing, das im Kama Sutra unter den Aphrodisiaka genannt wird. Es wurde allen Männern empfohlen, die nicht mehr die Jüngsten waren oder die nur
langsam in den Erregungszustand kamen.
Gestochen wird vertikal durch die Eichel, meistens zwischen dem Ansatz des Vorhautbändchens und der Eicheloberseite, manchmal auch hinter der Eichel. Oft ist der Apadravya eine Erweiterung eines
Prince Albert, d.h. als Stichkanal kann der Eingang des PA genutzt werden. Das Piercing ist wie der PA eine recht blutige Angelegenheit und sehr schwierig durchzuführen. Es erfordert unbedingt einen
sehr erfahrenen Piercer.
Heilungszeit: 6 - 10 Monate, kürzer, wenn bereits ein verheilter PA vorhanden ist.
Vorhautpiercing
Vorhautpiercings sollen schon bei den alten Römern ausgeübt worden sein. Sklaven, Schaustellern und Athleten wurde durch einen Ring die Vorhaut zusammengesteckt, um sie zur Keuschheit zu zwingen. In
Birma war der sogenannte »Oetang« bekannt, der ebenfalls aus Keuschheitsgründen genutzt wurde. Ein Ring durch mehrere Piercings oder ein kleines Schloß dient auch heute gelegentlich als eine Art
Keuschheitsgürtel für Männer. Vorhautpiercings - nicht zum Zusammenstecken genutzt - können allerdings auch sehr stimulierend wirken, da der Schmuck während sexueller Aktivitäten an der Eichel reibt.
Da nur die Vorhaut durchstochen wird, ist es eine schonende Piercingart. Als Schmuck wird während der Abheilungsphase ein Ring, dananch eventuell ein Stift empfohlen.
Heilungszeit: 6 - 8 Wochen
Tips und Hinweise
Was für »Sie« gilt, gilt auch für »Ihn«: Nach dem Piercen sind zwei bis drei Wochen Enthaltsamkeit geboten. Auch nach dieser Zeit sollte das Piercing vor und nach dem Verkehr gereinigt werden.
Überhaupt erfordert Intimschmuck sowohl beim Piercen selbst als auch bei der Pflege danach strikte Hygiene. Der Schmuck sollte täglich gereinigt werden, am besten mit einer aseptischen Lösung. Auch
für das verwendete Material gilt das gleiche wie bei den Frauen: Der Erstlingsschmuck sollte nicht dünner als 1,6 mm, aber auch nicht zu dick sein. Dehnen kann man nach der Abheilzeit.